Wir lassen uns die Zukunft nicht verbauen. Wir klagen!

In Österreich werden täglich 11,5 Hektar wertvoller Boden versiegelt. Das entspricht 16 Fußballfeldern und ist mehr als viermal so viel wie der im aktuellen Regierungsprogramm festgelegte Zielwert von 2,5 Hektar pro Tag.

Dieser Bodenverbrauch hat verheerende Folgen für Mensch, Tier und Natur. Die Problematik und ihre Folgen sind bekannt. Doch die Politik schaut seit Jahrzehnten zu.

#zukunftnichtverbauen

Damit muss endlich Schluss sein. Deswegen klagen wir mit deiner Unterstützung die Republik Österreich, um die Zerstörung von Grund und Boden zu beenden. Denn Bodenschutz ist Klimaschutz.

++VfGH WEIST UNSERE STAATSHAFTUNGSKLAGE AB++

AllRise: “Staatshaftungsrecht ist totes Recht in Österreich.”

Bodenverbrauch-Klage der österreichischen NGO AllRise gegen Republik Österreich sowie die Bundesländer Niederösterreich und Oberösterreich wurde vom VfGH als “zu unbestimmt” zurückgewiesen. Eine klare Begründung ebenso wie Auskunft darüber, wie denn gegen Versäumnisse des Gesetzgebers im Bereich Klimaschutz dann vorgegangen werden kann, bleibt das Gericht schuldig. Erst kürzlich haben die Länder und Gemeinden im Alleingang eine Bodenstrategie ohne verbindliche Ziele beschlossen. Die Bodenversiegelung in Österreich wird damit auch in Zukunft hoch bleiben - die Risiken für Natur, Umwelt und letztlich uns alle sind fatal, denn Bodenschutz ist Klimaschutz. Doch was können Bürger:innen tun, wenn der Gesetzgeber nicht handelt? “Das Instrument der Staatshaftungsklage scheint in Österreich totes Recht zu sein. Seit dem Beitritt Österreichs zur EU vor rund 30 Jahren hatte nur eine einzige Staatshaftungsklage Erfolg”, erklärt Wolfram Proksch, Anwalt und Mitgründer von AllRise. “Eine derart restriktive Haltung des VfGH zu Staatshaftungsklagen im Allgemeinen und zum Klimaschutz im Besonderen trägt dem Sinn und Zweck der europäischen Integration wie auch dem Klimaschutzgedanken nicht hinreichend Rechnung.”

Klage belegt Versäumnisse des Gesetzgebers ausführlich

In der nun zurückgewiesenen Staatshaftungsklage, die auf der Website bodenverbrauch.org  im Volltext abrufbar ist – wurde auf über vierzig Seiten im Detail genau das legislative Unrecht - d.h. die Versäumnisse des Bundes- und der Landesgesetzgeber bei der Umsetzung der UVP-RL, der Wasserrahmen-RL, der Nitrat-RL und der FFH-Richtlinie - dargelegt. Auch der aus dem zügellosen Bodenverbrauch resultierende volkswirtschaftliche wie auch individuelle Schaden wurde – unter Verweis auf einen umfassenden Rechnungshofbericht – konkret beschrieben und beziffert. Obwohl der Verfassungsgerichtshof diese Begründungen ausführlich in den Randnotizen zitiert und im ersten Schritt im Juni 2023 Bund wie auch Länder um Stellungnahme gebeten hat, weist er die Klage nun lediglich mit der Begründung, diese seien „zu unbestimmt“ zurück. 

“Es ist sehr bedauerlich, dass der österreichische Verfassungsgerichtshof sich dem Thema Bodenverbrauch und Klimaschutz respektive dem Versagen der Politik und der Gesetzgeber in diesen Bereichen weiter verweigert. Er schlüpft damit genau in die Rolle, die er eigentlich stets vermeiden will – nämlich diejenige eines politischen Gerichts”, so AllRise Gründer Johannes Wesemann. Besonders irritiert ist Wesemann auch, dass dieses Urteil unter dem Vorsitz von Vizepräsidentin Dr. Verena Madner erfolgt ist. Sie wurde 2020 auf Vorschlag der Grünen in den VfGH berufen und galt als Hoffnung für den Klimaschutz. 2017 hatte sie in einem Gastbeitrag für Die Presse den VfGH kritisiert, dass dieser “einen Gerichtsentscheid gegen den Bau der dritten Piste am Flughafen Wien aufgehoben habe”. Dr. Madner pochte damals auf den Umweltschutz als öffentliches Interesse. “Nun im Amt, scheinen die Interessen doch anders gelagert.”

AllRise prüft weitere rechtliche Schritte

Den Kampf gegen den Bodenverbrauch will die NGO jedenfalls nicht aufgeben. Sie prüft nun weitere rechtliche Schritte – insbesondere etwa eine Beschwerde an den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg, oder aber eine Kommissionsbeschwerde an die EU-Kommission. “Wir laufen gerade sehenden Auges ins Unglück und später will es dann niemand gewusst haben. Deshalb machen wir weiter und bemühen die Gerichte, denn es muss möglich sein, den Gesetzgeber für Versäumnisse im Klimaschutz zur Verantwortung zu ziehen”, so Wesemann abschließend.

AllRise Pressemitteilung vom 21. März 2024

Daten
& Fakten

zum Bodenverbrauch
in Österreich

1

Im Schnitt wurden in den letzten 3 Jahren pro Jahr 41 km² Boden neu beansprucht. Das entspricht der Größe Eisenstadts.

2

572.900 Hektar der bewohnbaren oder landwirtschaftlich geeigneten Flächen wurden bis 2021 bereits verbaut. Das ist die doppelte Fläche Vorarlbergs.

3

Die Flächenversiegelung ist mit 26,6 % deutlich schneller gewachsen als die österreichische Bevölkerung mit 10,9 % in den Jahren 2001 bis 2019.

4

Mit dem Verlust an produktiven Böden gehen auch wichtige landwirtschaftliche Flächen verloren. Das gefährdet die Ernährungssicherheit und erhöht die Abhängigkeit von Lebensmittelimporten.

5

Die Nichteinhaltung festgelegter EU-Klimaziele wird den Steuerzahler mehrere Milliarden Euro kosten, die für Klimaschutzzertifikate ausgegeben werden müssen.

Mit unserer Organisation AllRise entwickeln wir Klimaklagen, um diejenigen zur Rechenschaft zu ziehen, die direkt und indirekt die Zerstörung der Umwelt vorantreiben. Unser Team, das den ersten Fall beim Internationalen Strafgerichtshof (IStGH) in Den Haag eingereicht hat, um Jair Bolsonaro und Mitglieder seiner Regierung wegen Beihilfe zur Umweltzerstörung im brasilianischen Amazonasgebiet anzuzeigen, besteht aus führenden Expert:innen auf ihrem Gebiet.

AllRise
UNSERE MISSION

Die Klage

Um die Entscheidungsträger:innen zur Verantwortung zu ziehen, greifen wir auf bestehende Rechtsmittel zurück: Wir haben am 4. Mai 2023 beim Verfassungsgerichtshof (VfGH) eine Schadenersatzklage, eine sogenannte Staatshaftungsklage, gegen den Bund und die Bundesländer Nieder- und Oberösterreich eingereicht. Denn der Gesetzgeber haftet für Schäden, die seine Organe in Ausübung ihrer amtlichen Tätigkeit durch ein rechtswidriges und schuldhaftes Verhalten oder Unterlassen verursachen.

Da sowohl der Bund wie auch die Bundesländer viel zu wenig unternehmen, um den Bodenverbrauch einzudämmen, ist zu erwarten, dass Österreich bis zum Jahr 2030 wegen des Zukaufs von Emissionszertifikaten Zahlungen in Höhe von ungefähr vier bis neun Milliarden Euro leisten muss. Diese Kosten tragen letztlich alle Steuerzahler:innen. Entsprechende Klimaschutzmaßnahmen, inklusive einer umfassenden Bodenschutzstrategie, könnten die Ausgaben wesentlich reduzieren.

Ziel ist es, die Politik zu einer aktiven Eindämmung des Bodenverbrauchs zu zwingen. Wenn der VfGH der Staatshaftungsklage stattgibt, muss die Regierung die Rechtslage entsprechend anpassen, damit sie sich nicht weiteren Haftungen aussetzt.

Einige negative Beispiele

Lösungen

Es fehlt nicht an Lösungen.
Es fehlt an politischem Willen:

1

Bereits im derzeitigen Rechtssystem wäre eine wirksame Reduktion der Flächeninanspruchnahme in der Raumplanung möglich, indem den Gemeinden durch eine engagierte Regionalplanung Siedlungsgrenzen gesetzt und somit Kompetenzen z.B. an die Bezirke oder Länder übergeben werden.

2

Jede Neuwidmung von Bauland muss mit einer Rückwidmung in Grünland an anderer Stelle einhergehen. Man spricht von einer Netto-Null-Flächeninanspruchnahme.

4

Was insbesondere die Schaffung von Wohnraum angeht, müssen die bestehenden Baulandwidmungen besser ausgenutzt werden und auch ausnutzbar sein. Höhenbeschränkungen im urbanen Raum sind kontraproduktiv, wenn sie letztlich nur zu weiteren Flächenversiegelung führen. Es müssen in den Bauordnungen der Länder und auch im Mietrecht Anreize für die (thermische) Sanierung und nachhaltige Erweiterung von Altbestand geschaffen werden.

3

Wir brauchen ein Klimaschutzgesetz, das seinen Namen verdient und somit eine Novellierung des Klimaschutzgesetzes mit Begrenzungswerten über das Jahr 2020 hinaus sowie eine verbindliche Bodenschutzstrategie.

5

Die Raumordnungen müssen so angepasst werden, dass Bodenversiegelung vermindert, Leerstand bekämpft und alte Gebäude wiederverwendet bzw. saniert werden.

Deine Spende gegen das Verbauen deiner Zukunft!

Die Crowdfunding-Kampagne auf respekt.net ist bis zum 15. Juni 2023 gelaufen. Mit deiner Hilfe konnten €40.000 eingesammelt werden. Wir konnten so zusätzliche Mittel generieren, um die Kosten dieser Klage zu finanzieren. Weiters versuchen wir laufend, auch direkt Betroffene zu unterstützen und prüfen, ob rechtliche Schritte gesetzt werden können, um so Gesetze und Verordnungen durch den Verfassungsgerichtshof überprüfen zu lassen (z.B. Trassenverordnungen für bestimmte Straßenbauprojekte; Flächenwidmungen für Bauvorhaben, etc.).

Crowdfunding

Werde Teil
der Kampagne

Wir sind alle gleichsam von der jahrzehntelang fehlgeleiteten Politik betroffen. Engagiere dich gemeinsam mit uns und werde Teil der Bewegung. So kannst du aktiv helfen:

  1. Erstelle dein eigenes Videostatement und teile es über deine eigenen Kommunikationskanäle mit deinen Followern. Integriere den Hashtag #zukunftnichtverbauen und tagge uns @allrise_at.

  2. Schicke uns dein Video gerne auch direkt an jaw@allrise.at, damit wir es ebenfalls
    streuen können.

  3. Teile mit deinen Freund:innen unsere Kampagnensujets.

Danke für Deine Unterstützung!

Team

  • Johannes Wesemann

    Gründer von AllRise

  • Wolfram Proksch

    Co-Gründer und juristischer Kopf, Partner in der Kanzlei ETHOS.legal

  • Theresa Stachowitz

    Rechtsanwaltsanwärterin bei ETHOS.legal

  • Nicolas Entrup

    Co-Gründer und Campaigner

  • Kathrin Stoiser

    Leitung Kommunikation, Ecker & Partner

  • Christian Witternigg

    Grafik & Website

  • Assoz. Prof. Franz Essl

    Department für Botanik und Biodiversitätsforschung

  • Prof. Helga Kromp-Kolb

    Institut für Meteorologie und Klimatologie sowie Zentrum für Globalen Wandel und Nachhaltigkeit